Gasch Apparate Pirna
Die Motivation von Rasensprengersammlern kann durchaus unterschiedlich sein. Die einen begeistert die Mechanik, andere sind vom Alter der Exponate fasziniert. Mich interessiert der letzte Einsatzort. Natürlich will man auch das Baujahr bestimmen und weitere Modelle eines Herstellers verorten.
Vor einigen Jahren bot mir jemand einen Rasensprenger an, der seinem Großvater gehörte. Der Großvater sei Werkzeugmacher gewesen und hatte einen respektablen Garten im östlichen Erzgebirge. Der Regner trug die Firmenbezeichnung „Gasch Apparate Pirna“. Niemand wollte sich so recht für diesen „Gasch“ erwärmen und so fiel er mir, für einen sehr überschaubaren Preis in die Hände. Wer war Gasch? Natürlich stellt man einen neu erworbenen Regner als erstes auf die Wiese und schließt ihn an. Von der Wirkweise mancher Apparate ist man dann gelegentlich ernüchtert, oder auch völlig überrascht. Dieser Gasch bot eine Überraschung. Ein Drehstrahlregner mit Turbinenantrieb, der sich sehr gleichmäßig drehte und eine gute Niederschlagsverteilung erzeugte.
Ein professioneller Beregnungsapparat mit exzellenter Mechanik und erstklassiger Wirkung. Wieso hatte ich bisher noch nie von Gasch gehört und was kann aus der Firma geworden sein? Man muß als Rasensprengersammler Mut haben und zu seinem Hobby stehen. Wenn man in einem Archiv nach Rasensprengern fragt, sind Archivare häufig überrascht und schmunzeln.Im Stadtarchiv Pirna schaute eine nette und engagierte Archivarin für mich nach.
Es gab nur eine Gewerbeakte, in der sich dann aber zu meiner Überraschung ein Fertigungsauftrag zur Herstellung von 250 Berieslern fand. Firma Auto-Licht-Gasch, Pirna, 1941-1950. Mein Modell trägt die Nummer 184.
Rätselhaft blieb, was Karl Gasch in die Lage versetzte, 250 perfekte Regner abzuliefern.
Der Gasch stand im Schuppen und ich hatte mich bereits damit abgefunden, keine weiteren Details über die Firma zu finden, als Sammlerfreund Hermann mir die Kopie eines Inserates aus der Festschrift der Dresdener Gartenbauausstellung von 1926 schickte.
Ein Recherche Durchbruch! Das erklärte vieles. Der Gasch-Regner ist eigentlich ein Siemens Schuckert Regner, der von Johannes Michaelis konstruiert wurde. Mit dieser Erkenntnis ging es voran.
Im Museum der Dinge in Berlin fand sich ein Prospekt, der die genaue Funktion des Regners beschreibt. Es ist ein raffinierter Rechteckregner, der seiner Zeit 1926 weit voraus war.
Offen blieb die Frage: Wieso Karl Gasch in der Lage war, 250 dieser Berieseler zu montieren.
An dieser Stelle danke ich einem engagierten Archivar des Siemens Archivs. Er teilte mir mit, daß die Berliner Regnerproduktion Anfang 1945 (sicher wurden zu diesem Zeitpunkt keine Regner mehr montiert) nach Pirna ausgelagert wurde. Siemens hatte dort Lagerkapazität und Produktionsflächen. 1946 wurde Siemens in der SBZ enteignet. So läßt es sich erklären, daß die Sächsische Landesregierung Karl Gasch beauftragten konnte, aus den vorgefundenen Ersatzteilen, 250 Berieseler zu montieren.
Aus der Serie „Gasch“ gibt es noch ein weiteres Modell N°38, zu dessen Besitz ich Sammler Sprengerfreak beglückwünsche.