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April 12, 2020

Gasch Apparate Pirna

GASCH Apparate Pirna

Die Motivation von Rasensprengersammlern kann durchaus unterschiedlich sein. Die einen begeistert die Mechanik, andere sind vom Alter der Exponate fasziniert. Mich interessiert der letzte Einsatzort. Natürlich will man auch das Baujahr bestimmen und weitere Modelle eines Herstellers verorten.

Vor einigen Jahren bot mir jemand einen Rasensprenger an, der seinem Großvater gehörte. Der Großvater sei Werkzeugmacher gewesen und hatte einen respektablen Garten im östlichen Erzgebirge. Der Regner trug die Firmenbezeichnung „Gasch Apparate Pirna“. Niemand wollte sich so recht für diesen „Gasch“ erwärmen und so fiel er mir, für einen sehr überschaubaren Preis in die Hände. Wer war Gasch? Natürlich stellt man einen neu erworbenen Regner als erstes auf die Wiese und schließt ihn an. Von der Wirkweise mancher Apparate ist man dann gelegentlich ernüchtert, oder auch völlig überrascht. Dieser Gasch bot eine Überraschung. Ein Drehstrahlregner mit Turbinenantrieb, der sich sehr gleichmäßig drehte und eine gute Niederschlagsverteilung erzeugte.

Ein professioneller Beregnungsapparat mit exzellenter Mechanik und erstklassiger Wirkung. Wieso hatte ich bisher noch nie von Gasch gehört und was kann aus der Firma geworden sein? Man muß als Rasensprengersammler Mut haben und zu seinem Hobby stehen. Wenn man in einem Archiv nach Rasensprengern fragt, sind Archivare häufig überrascht und schmunzeln.Im Stadtarchiv Pirna schaute eine nette und engagierte Archivarin für mich nach.

Es gab nur eine Gewerbeakte, in der sich dann aber zu meiner Überraschung ein Fertigungsauftrag zur Herstellung von 250 Berieslern fand. Firma Auto-Licht-Gasch, Pirna, 1941-1950. Mein Modell trägt die Nummer 184.

Rätselhaft blieb, was Karl Gasch in die Lage versetzte, 250 perfekte Regner abzuliefern. Der Gasch stand im Schuppen und ich hatte mich bereits damit abgefunden, keine weiteren Details über die Firma zu finden, als Sammlerfreund Hermann mir die Kopie eines Inserates aus der Festschrift der Dresdener Gartenbauausstellung von 1926 schickte.

Ein Recherche Durchbruch! Das erklärte vieles. Der Gasch-Regner ist eigentlich ein Siemens Schuckert Regner, der von Johannes Michaelis konstruiert wurde. Mit dieser Erkenntnis ging es voran. Im Museum der Dinge in Berlin fand sich ein Prospekt, der die genaue Funktion des Regners beschreibt. Es ist ein raffinierter Rechteckregner, der seiner Zeit 1926 weit voraus war.

Offen blieb die Frage: Wieso Karl Gasch in der Lage war, 250 dieser Berieseler zu montieren. An dieser Stelle danke ich einem engagierten Archivar des Siemens Archivs. Er teilte mir mit, daß die Berliner Regnerproduktion Anfang 1945 (sicher wurden zu diesem Zeitpunkt keine Regner mehr montiert) nach Pirna ausgelagert wurde. Siemens hatte dort Lagerkapazität und Produktionsflächen. 1946 wurde Siemens in der SBZ enteignet. So läßt es sich erklären, daß die Sächsische Landesregierung Karl Gasch beauftragten konnte, aus den vorgefundenen Ersatzteilen, 250 Berieseler zu montieren. 

Aus der Serie „Gasch“ gibt es noch ein weiteres Modell N°38, zu dessen Besitz ich Sammler Sprengerfreak beglückwünsche.

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November 23, 2018

Über den tieferen Sinn

Rasensprenger Blog - Rasensprengermann Parzival

Willkommen im virtuellen Rasensprenger Museum

Ein originelles Projekt? Kein Zweifel, aber wofür braucht man das? Die Idee, anderen Sammlern Orientierung geben zu können, verfolge ich schon lange.



Begonnen hat es mit dem „Rasensprenger des Monats“. Ein Bewässerungsspezialist hatte seine Erfahrungen über den Bau und Betrieb von Bewässerungsanlagen auf einer Seite im Netz publiziert. Ich hatte mich da eingeschlichen und jeden Monat einen alten Rasensprenger vorgestellt.  Die Resonanzen waren überschaubar und der Platz im Web teuer. Nach vielleicht zwei Jahren starb das Projekt.

Einen neuen Anlauf unternahm ich im Gartenforum Hausgarten.net. Mit dem schrägen Titel „Was ich da neulich im Schuppen gefunden habe“ begann ein neues Kapitel der alten Rasensprenger. Die Reichweite des Forums war sehr viel größer und so fanden sich auch andere Sammler ein.
Jetzt gibt es ein Quintett von österreichischen und deutschen Rasensprengersammlern – nicht zu vergessen Hermann, der Sammler der 600 Gießkannen, der immer unterstützend mit Prospekten und Objekten eingreift, wenn sich Gelegenheit bietet.
Viele Bilder und Prospekte stammen daher nicht aus dem eigenen Fundus, sondern sind virtuelle Leihgaben, des Sammlerkollegiums. Meinen Dank für die Unterstützung.

Dieses Gartenforum ist wunderbar, um einen neuen Fund zu präsentieren. Aber inzwischen behält niemand mehr den Überblick in den mehr als 600 Postings. Etwas neues mußte her. Die Domain Rasensprengermuseum.de - wie sollte es auch anders sein - war nicht vergeben.
Koken ist ein tolles System, das einfach zu bedienen ist, aber natürlich auch Schwächen hat, mit denen man sich in der Startphase für ein Projekt mit kleinstem Interessentenkreis sehr gut arrangieren kann.

Nun ist es da – das Rasensprenger Museum. Wie ich den Aufruf-Statistiken entnehmen kann, findet gelegentlich auch ein anderer Interessent hier her. Aufwendige Kommentarmöglichkeiten sind in der Startphase nicht vorgesehen, aber zur Not und bei Bedarf kann man mir auch ein eMail senden.
Anregungen und weiterführende Hinweise sind willkommen.   

  

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November 23, 2018

Die Quadratur des Kreises – auch bei Rasensprengern ein Problem

Rasensprenger Blog - Rasensprengermann Parzival

Kaum hatten die ersten „Selbstsprenger“ den Hausgarten erreicht – Anfang des 20 Jh. wird der Gartenregner in nennenswerten Stückzahlen aufgetaucht sein – stellte sich sein großer Nachteil heraus. Es waren durchweg Kreisregner. Die zu bewässernden Areale hingegen, waren mehrheitlich rechteckig. Die aufwendig auszubringende Ressource Wasser wurde damit häufig an Stellen verteilt, wo sich nicht gebraucht wurde. Ein Mangel, den pfiffige Tüftler zu beheben wußten.

In den 70er Jahren, der Lebensstandard war gestiegen und die Gartenbewässerung kein luxuriöses Privileg mehr, glaubten die Käufer dieser, nun massenhaft gehandelten oszillierenden Rechteckregner, den letzten Schrei in Sachen Bewässerung in Händen zu halten. Doch weit gefehlt! Ein richtig gehend alter Hut.

Die für die 60er Jahre typische Modelle von Nelson und Hahn Brass Green Queen

 

Schwierig ist die Frage zu beantworten: Wer hat den nun den ersten Rechteckregner entwickelt?
Ich würde mich da wegen schlechter Quellenlage nicht genau festlegen, aber Paul Zeysolff, ein Elsässischer Erfinder entwickelte um die Jahrhundertwende zum 20. Jh eine Reihe von sehr wirkungsvollen Beregnungsapparaten. Die Firma BRILL vertrieb ein Modell Neptun, das von Zeysolff entwickelt wurde. Mit einem Splint in einem Steckfeld konnte die Beregnungskontur - auch rechteckige Flächen - gesteuert werden.

Genauere Daten liegen zu einem Rechteckregner von Siemens Schuckert vor. 1925 wurde das Modell auf der Dresdner Gartenausstellung präsentiert. Auf den ersten Blick: Ein Kreisregner. Aber eine Nockensteuerung hebt alle 90° das Schaufelrad an und der Wasserstrahl hat dadurch eine größere Reichweite. So wird eine annähernd quadratische Kontur der Beregnungsfläche erreicht.

Ein ähnliches Prinzip nutzt dieser Regner aus den USA der 20er Jahre (dieser hier ist eine Replik).
Alle 90° werden die Sprühdüsen größer und haben so eine längere Wurfweite. It gets the corner?


Die Replik eines alten Amis, der von verschiedenen Herstellern gebaut wurde

Ein Problem dieser Regner ist die gleichmäßige Niederschlagsdichte in der Beregnungsfläche.
Alle genannten Modelle waren in dieser Disziplin nicht überragend und wenn doch, dann in Herstellung und Wartung so aufwendig, dass sie nicht den Sprung in die heimischen Hausgärten schafften.

Kyssing&Möllmann trumpften Ende der 20er Jahre mit einem preiswerten Raketen-Rasensprenger auf. Wie weit Werbeversprechen und Niederschlagsleistung beieinander lagen ist offen, da es offenbar kein Raketen Regner an der Altmetall Verwertung vorbei, bis in unsere Tage geschafft hat.


KYM Raketen Regner

Der schwenkbare Düsenbogen schien die Lösung aller Probleme zu sein. Doch wie sollte das Schwenken injiziert werden? Heinrich Perrot, einer Kirchturm Uhrmacher Dynastie entstammend, bot in den 20er Jahren den Uhrwerksregner an. Eine Episode, da das „Aufziehen“ des Gartenregners nicht so recht in das Konzept des autonomen Betriebs passte.

Wer da nun wann den Durchbruch erzielte, ist ohne aufwendige Quellenforschung nicht auszumachen. Für den gewerblichen Einsatz hatte die Fa Hydor einen Schwenkmechanismus in petto.
Auf dem US Markt erschienen Modelle wie White Shower oder Campbell. Für den deutschen Gärtner 1936 indiskutabel…

In Sachsen wurde ein Regner Hergus entwickelt, der im Ertragsanbau und im Hausgarten Anwendung finden sollte. In den 30er Jahren fragte die Redaktion der Zeitschrift Gartenwelt häufig ihre Leser nach dem besten Regner. Der Hergus bekam erstklassige Noten. An diesem Regner wurde bis 1998 modifiziert und verbessert.

HERGUS um 1935 – später dann Hellerau – einer der Letzten, der um 1990 nur noch aus vorhandenen Teilen
montiert wurde

1938 lieferte PERROT einen Turbinenregner (nachdem der Universalregner nicht den Markt erobern konnte), der bis ins 21 Jh. fast unverändert in Handarbeit gefertigt wurde. Zuletzt wurden 600 EURO für dieses Modell aufgerufen. Er ist das Geld Wert, aber andere Regner liefern inzwischen gleiche Parameter zu geringeren Kosten.


PERROT TV38 Bis zu einer bestimmten Zeit verwendete H.Perrot das Baujahr für die Typenbezeichnung.
Der Regner wurde später durch den TV48 ersetzt.

In den 50er Jahren erschienen weitere Modelle, die wegen ihrer originellen Bauform bei Sammlern inzwischen sehr beliebt sind. Der Düsenbogen hatte sich inzwischen für den gleichmäßigen Fächer als geeignet erwiesen.

 
Modell STAMPCO BJ 1952

Wer nicht auf den Bogen setzte, verwendete geneigte Sprühdüsen. Hier ein französisches Modell dieser Jahre, das überraschender Weise in Südengland gefunden wurde.
Für den frischen Lack werde ich immer von Sammlern gescholten. Spannend ist die Konstruktion der Turbine. Links im Bild ist ein starres Schaufelrad eines Hellerau Regners.
Der Nachfolger des HERGUS Regners.


Modell TIP TAP um 1950

Natürlich darf in der Reihe legendärer Rechteckregner ein Modell nicht fehlen. Der BROSSON RAINER ist wahrscheinlich neben dem Zeysolff Regner das mechanisch anspruchsvollste Aggregat, das man sich auf die Wiese stellen kann.


Ähnlich wie bei Dampflokomotiven wird der Wasserdruck durch eine Steuerung mal von oben und mal
von unten in den Kolben gedrückt und damit der Schwenk des Düsenbügels initiiert

Dieser Regner ist wie ein Jaguar E Type mit 12 Zylindern. Er will vor einem zuverlässigen Einsatz gründlich justiert werden.

Heute gehört der Viereckregner, ganz gleich von welchem Hersteller, wahrscheinlich zur Standardausrüstung eines engagierten Gärtners in aller Welt.
  
Prüfbericht 912 der Zentralen Prüfstelle für Landtechnik Potsdam Bornim

Wie gut ein oszillierender Viereckregner ist, hängt vom Gleichmaß der Schwenkbewegung ab. Das hier ist das Messergebnis eines Hellerau Regners. Im mittleren Chart sieht man das Problem. An den jeweiligen Enden der Schwenkbewegung ist die Niederschlagsdichte höher. Das fällt je Modell stärker oder schwächer aus. Der Hellerau 701 A schwenkte schon mit hohem Gleichmaß. Durch das Versetzen des Regners, gleicht man das aus. Andere Modelle zeigen weit größere Schwächen. Ob das nun ein ganz moderner Regner von GARDENA noch besser macht, müßte jemand mal genau untersuchen.   

 

 

   

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March 23, 2018

Wichtige Bewässerungsfragen

"Um sich auch in Zeiten großer Trockenheit an dem satten Grün des Rasens erfreuen zu können und ein Gelbwerden desselben zu verhindern, ist eine Berieselung des Rasens unbedingt erforderlich"
BRILL Katalog 1938

Bis zur vorletzten Jahrhundertwende war die Gießkanne für das Berieseln die erste und einzige Wahl. Albert Wilde zeigt in seinem Standardwerk (um 1920) die Alternative. Immerhin förderte der trainierte Gartenmann mit dieser Pedalpumpe 1,5 m³/h Wasser bei einer Reichweite von bis zu 15m. Erst mit der Verbreitung von Motorpumpen, sowie der Installation des Trinkwassernetzes, wurde der „Selbstsprenger“ in Parks und Gärten zu einer einsetzbaren Option.
Ende des 19.Jh wird neben Analysen der Ertragssteigerung durch Bewässerung in der Landwirtschaft auch intensiv an der Entwicklung entsprechender „Beregnungsorgane“ geforscht. Die Deutsche Landwirtschaftsgesellschaft (DLG) schreibt 1915 einen Wettbewerb für Apparate zur Feldberegnung aus. Sieger wird der Beregnungswagen Pluvius (lat. Regen bringend)

Was heute als Herz-, Sternregner oder Butterfly Sprinkler bezeichnet wird, geht bei genauerer Betrachtung auf das Beregnungsorgan Borek zurück.

Quellen:
AGRARTECHNIK Heft 11/1988 S. 517 ff - Digitaler Bestand der Uni Hohenheim
Prometheus - Illustrierte Wochenschrift über die Fortschritte in Gewerbe, Industrie und Wissenschaft Nr 1269 21.02.1914 S.329 Die künstliche Ackerbewässerung und ihre Bedeutung für die deutsche Landwirtschaft. Dr. S. v. Jezweski


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