Was ist ein alter Rasensprenger wert?
Das werde ich immer wieder gefragt und vielleicht ist es an der Zeit, wenn ein Freund alter Rasensprenger einmal den Besitzern alter Rasensprenger seine Sicht auf die Dinge darlegt.
Was bedeutet schon Wert? Für Karl Marx ist es die, in einem Gegenstand geronnene Arbeit. Eine viel diskutierte These, der ich mich aber problemlos anschließen kann. Dieser Wert ist im Zuge der „Abschreibung“ in Jahren langer Nutzung, längst auf die beregneten Kartoffeln übergegangen. Dann gibt es da noch den Aspekt des Gebrauchs- oder Tauschwerts.
Das ist so eine Sache. Moderne Regner oder Beregnungssysteme müssen sich an ganz anderen Ellen messen lassen, als ihre frühen Vorfahren aus dem letzten Jahrhundert. Was heute eine Wasserverteilgenauigkeit unter 70% bietet (im Angelsächsischen wird das mit dem Begriff DULQ umschrieben) ist angesichts der Ressourcenknappheit des Wassers, schlichtweg unverkäuflich.
Offen gestanden, mehr als die Hälfte aller, heute feil gebotenen Beregnungsobjekte touchieren mit ihren Parametern in Sachen Wasserverteilgenauigkeit nicht einmal die 30% Marke. Da hat sich also in den letzten 100 Jahren im Consumer Segment des Gartenregners eigentlich wenig getan. Was also den Gebrauchswert eines alten Regners angeht, so kann der sich durchaus mit dem heutigen Baumarktsortiment messen.
Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Richtig! Der Tauschwert. Warum sollte also ein 80 Jahre alter Regner mehr wert sein als sein neuzeitliches Baumarktpendent? Er beregnet die Wiese so recht und schlecht, wie seine jüngeren Brüder. Ein großer Fortschritt bei modernen Regnern ist die Wartungsfreiheit. Ältere Modelle, die mit Ledermanschetten dichtgehalten werden, brauchen in regelmäßigen Abständen Fett. Auch ein alter PERROT dankt es seinem Besitzer, wenn es Fett auf die Schnecke gibt. Ein klares Manko, in Sachen Gebrauchswert.
Jetzt gibt es da einen rätselhaften Personenkreis, der unbedingt ganz alte Regner haben will. Die Motive dieser Leute sind höchst unterschiedlich. Ein Teil dieser Regnerfreunde, davon bin ich fest überzeugt, will sich einfach das Gefühl der Jugend bewahren. Der Vater schreitet gewichtig aus und verrückt den Sprühregner im Erdbeerbeet. Ein anderer erinnert das Betriebsgeräusch, an den einst so modernen Impactsprinkler aus Amerika. Wir hatten damals diesen Rechteckregner GREEN QUEEN, den ich bei guter Führung umsetzen durfte. Nostalgie im weitesten Sinne.
Dann gibt es die Gruppe der „Ingenieure“, denen die Verteilgenauigkeit ihres Zeyssolffs völlig gleichgültig ist und die mit einem Pastis oder einem Espresso auf der Terrasse sitzen, um diesem wunderbaren Regner mit seiner skurrilen Mechanik bei der Arbeit zuzuschauen.
Wahrscheinlich gibt es noch eine dritte Gruppe, die glaubt, daß diese alten Regner mit ihrer hohen Standzeit einfach besser sind. Vielleicht hat ein alter Regner für diese Gruppe Wert. Das kann ich nicht einschätzen, weil das ein zu akzeptierender, aber höchst ungewöhnlicher Aspekt ist.
Liebe Rasensprengerbesitzer, warum verkaufen Sie Ihren alten Rasensprenger? Schon klar: Sie lassen sich nicht in meine drei Kategorien einordnen. Sie wollen das Ding los werden. Nicht um jeden Preis. Er ist alt und schon muß er was wert sein. Ein fürchterlicher Trugschluß, wie Sie hoffentlich inzwischen erkannt haben. Ein alter Rasensprenger ist keine börsennotierte Kapitalanlage. Freunde alter Rasensprenger zahlen nicht für einen „Wert“. Es ist ein „Finderlohn“, den diese Leute zu zahlen bereit sind. Natürlich muß der Finderlohn den Zustand des Regners und vor allem die Wahrscheinlichkeit, einen noch besseren zu finden, repräsentieren.
Einen PERROT TV 48 (ein schönes Modell, Gebrauchswert unter Aspekt DULQ > 30) werde ich, ob seiner produzierten Stückzahlen, immer mal wieder finden. Ein Zeyssolff Pluviette ist schon schwieriger zu beschaffen.
Sie müssen jemanden finden, der bereit ist, den von ihnen geforderten Finderlohn zu zahlen. Ich denke, mit Plattformen, wie eBay hat man als Verkäufer alter Regner schnell heraus, wo die Höhe der Akzeptanz eines Finderlohns liegt. Meine Finderlohnschwelle wird ganz anders sein, als die eines anderen Sammlers. Fragen Sie nicht mich, probieren Sie es aus.