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October 25, 2020

Versenkregner VR2 - Made in GDR

30 Jahre nach dem Ende der DDR werden dort gefertigte Beregnungsapparate unter Liebhabern immer noch zu beachtlichen Preisen gehandelt. Zum Teil ist es Nostalgie, die Sammler motiviert. Andererseits gibt es auch Modelle, deren Wasserverteilgenauigkeit sich noch mit heutigen Standards messen kann. Manches Modell wurde in großen Stückzahlen gefertigt und ist allein dadurch heute noch populär. Der legendäre GELA Regenpilz wird wohl im Bewässerungsarsenal der meisten ostdeutschen Gärten präsent gewesen sein. Es gab aber auch Modelle, die weniger bekannt und deshalb in Vergessenheit geraten sind. Ein solches Modell, das ca. 1963 von zwei Berliner Ingenieuren entwickelt wurde, will ich mit ein paar Zeilen vor dem Vergessen bewahren. Es geht um einen „Impulsversenkregner“, den Versenkregner VR2, der von der PGH des Maschinenbauerhandwerks „Einheit“ Nossen hergestellt wurde.

Um das Sensationelle dieses Regners zu verdeutlichen, muss ich etwas ausholen. Der große Luxus eines Versenkregners besteht darin, dass er fest installiert und jederzeit betriebsbereit ist. Lästiges Aufrollen der Gartenschläuche entfällt. Der Installationsaufwand ist höher, aber das verschmerzt man über die Jahre komfortablen Gießens. In den USA hatte man das längst erkannt und lieferte Gartenfreunden schon seit geraumer Zeit versenkbare Sprühdüsen mit Radien um die drei Meter. Für die Versorgung einer größeren Rasenfläche wurden einige Sprühdüsen gebraucht. Orton Engelhardts 1935 patentierter Impulsregner war inzwischen Gemeingut. Den galt es nun zu „versenken“. War es BUCKNER, TORO oder RAINBIRD selbst, die den ersten versenkbaren Impulsregner anboten? In der kleinen DDR war es die PGH „Einheit“ Nossen, die mit einem sehr dauerhaften Versenkimpulsregner auftrumpfte. „Überholen, ohne einzuholen“ gesagt zu haben, wird Walter Ulbricht immer unterstellt. Vielleicht ist der VR2 ein illustres Beispiel, wie das gemeint gewesen sein könnte.

Nach 50 Jahren einen Versenkregner an seinem Einbaustandort zu finden, ist keine triviale Angelegenheit. Ohne eine erfolgversprechende „Verdachtsfläche“ zu kennen, ist es aussichtslos. Und selbst wenn man die kennt, braucht man Hilfsmittel. Ein Metalldetektor musste her. Mieten oder kaufen? Ein Profi-Gerät zu mieten, ist so teuer, wie ein preiswertes Einsteigermodell zu kaufen. Das Einsteigermodell war der Favorit. Ob man damit Schätze findet, kann ich nicht sagen. Für das Auffinden alter Metall-Versenkregner taugt es allemal. Man findet auch andere Dinge, mit denen man nicht unbedingt rechnet.

Um einen VR 2 zu bergen, braucht es Werkzeug. Sicher geht es auch per Hand, aber ein spezieller Schlüssel ist sehr hilfreich. Der fand sich zum Glück in einem Schuppen an der „Verdachtsfläche“. Ein weiteres Spezialwerkzeug (eine angeschliffene Nuss) ist nötig, um die Federspannung des Regners einzustellen. Das „Prüfinstitut für Landwirtschaftliche Geräte Bornim“ empfiehlt für eine optimale Wasserverteilung 75 Schläge pro Minute. Drei Regner habe ich aufgespürt, einer davon war bergungswürdig. Die wichtigste Frage war: Hat es die Torsionsfeder überstanden? Ich war überrascht. Alle Komponenten des Regners waren mit Bedacht gewählt. Das Gehäuse, die Düse und der Aufsteiger sind aus witterungsbeständigem Kunststoff. Selbst der Lack überzeugte noch. Der Deckel ist aus Gusseisen und die Feder aus nicht rostendem Edelstahl. Die wenigen Schrauben und Muttern sind aus Messing. Der Regner musste nach 30 Jahren Betriebspause nur gereinigt werden. Er ließ sich vollständig zerlegen. Nur die Gummidichtungen sind versprödet und könnten Ersatz vertragen.

Auf einem Stativ zeigte er dann, was er (immer noch) konnte. Ob das 75 Schläge pro Minute sind? Alten, immer noch funktionierenden, Impulsversenkregnern zollen Sammler großen Respekt. Einen BUCKNER in Gelbguss oder einen PERROT in Zinkblech hat vielleicht jeder schon gesehen. Den sensationellen „Nossener“ der PGH „Einheit“ (ist hier der Name hier schon Programm?) sollten wir nicht vergessen.

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October 2, 2020

Der Mythos des HORST Stern Regners

Es gibt wenige Konsumgüter der ehemaligen DDR, die sich noch heute größter Beliebtheit erfreuen. Deren heutiger Handelspreis, den einstigen EVP bei weitem überragt. Eine Kapitalanlage? Dazu habe ich mich schon geäußert.

Werner Billgow, ein Thüringer aus Saalfeld, fabrizierte dieses Kleinod in Sachen Hausgartenbewässerung. Ein Aluminium Regner mit Messing-Lagern. Die Idee war simpel und zugleich genial. Geradezu wie geschaffen für die an Ressourcen stets knappe DDR-Volkswirtschaft. Als funktionelles Vorbild diente offensichtlich der Sternregner von S.Kunde&Sohn aus den 30er Jahren. Kunde lieferte seine Sternregner zu meiner Überraschung bereits vor 1937 nicht in Gelbguß/Messing, sondern in gewöhnlichem Eisenguß aus. Allerdings hatte er bereits die wichtigen Lagerteile messingbewehrt. Er funktionierte bestens.
Das spätere Modell eines anderen Herstellers in Aluminium Druckguß funktionierte unzuverlässig.
Es soll nicht die Lebensleistung Werner Billgows schmälern – immerhin wurden in guten Jahren 12.000 HORST Regner hergestellt, aber sein Sternregner ist ein nur die Kopie des Kunde Sternregners. Wie es zum Handelsnamen HORST kam, ließ sich bisher nicht ermitteln.

Gab es diese HORST Regner auch im Westen? Nicht überall, aber in Braunschweig wohl vermehrt. Vor Jahren kaufte ich einen werksneuen Horst im Internet und fragte den Verkäufer, wie er zu diesem Modell gekommen sei. Ein Gartennachbar brachte in den 80er Jahren nach Besuchen seiner Verwandten in Thüringen diese Horst Sternregner mit nach Braunschweig und verkaufte sie für 5 DM an die Nachbarn. Das Interesse war groß. Für nicht viel Anderes hätte der Mann sein Geld aus dem „Zwangsumtausch“ aufwenden können.
1990 erinnerte sich mein Verkäufer an das rege Interesse seiner Nachbarn und suchte Werner Billgow auf. Es ging um die Vermarktung des HORST Regners in der Bundesrepublik. Man war bei Reichelt bereits gelistet. Dem gesamtdeutschen Markterfolg stand nichts mehr im Weg. Werner Billgow willigte letztlich nicht ein. Die genauen Umstände sind mir nicht bekannt.

Inzwischen gibt es einen ambitionierten Hersteller in Thüringen der einen HORST Sternregner Nachbau vertreibt. Leider mit all den Schwächen, die das Stativ des Originals bereits aufwies.

Der Sternregner an sich: Andere Hersteller bedienten sich einer geschwungenen Form. Herzförmig? Die Geschichte geht zurück bis zu einem Bewässerungswagen Pluvius (um 1904) mit seinem Beregnungsobjekt BOREK. Der Stern- oder Herzchensprenger entwickelt seine zuverlässige Wirkung erst im Verbund. Es gibt auch Modelle, die das Wirkprinzip adaptieren. Der Hersteller August Beul aus Attendorn (ABA) bot in den 50er Jahren einen Regner Aufsatz „Lenné“ an, der heute noch in Fernost kopiert wird. Ein US-Hersteller hat eine Kunstsoff Variante des BOREKs in petto.

Sucht man sich als Sammler nun eine Kopie, oder das Original? Natürlich ist das Original, ob nun von Kunde oder Billgow, immer interessanter. Wenn man diese Regner auch benutzen möchte, muß man im Blick behalten, daß diese Regner auch verschleißen. Der kleine Flügel dreht sich recht flott und über die Jahre reibt sich die Messingbuchse auf. In gewissen Toleranzen kann man das noch nachjustieren und ein Klecks Pumpenfett hat schon manche ausgeschlagene Buchse noch Jahre laufen lassen. Für den dauerhaften Einsatz ist dann sicher ein Nachbau vorteilhafter. 

Aber muß es denn dann ein Sternregner sein? 

Von Werner Billgow zu Holman ist ein weiter Bogen. Es geht um die Frage: Kauft man sich eine Sternregner Replik? Eigentlich nicht. Holman ist ein australischer Hersteller, der an private Kunden in „Übersee“ nichts versendet. Es war kompliziert. 

Ich hatte ein BRILL Stativ ohne Aufsatz. Es hat diese wunderbare Art déco Linie, zu der der ursprünglich von BRILL verwendete Herzchen Sprenger eigentlich nicht paßt. Sammler rümpfen zu Recht die Nase. Das ist nicht einmal eine Replik. Aber jetzt ist es ein wunderbarer Art déco Regner. Insofern mein Ratschlag. Lassen Sie sich nicht von dem beirren, was der orthodoxe Sammler vorschreibt. Wenn es Ihnen gefällt und sogar funktioniert, ist wohl alles erlaubt.   

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September 11, 2020

Regner im geteilten Deutschland

Das ist ein weites Feld mit vielen Facetten. In den 80er Jahren, so ist jedenfalls mein Eindruck, versuchte man in der DDR im Bereich der Konsumgüter mit verschiedenen Gartenregnern, den Anschluß an den Klassenfeind zu halten. Ein originelles Thema, das sicher gesonderter Betrachtung bedarf.

Spannender ist die Zeit, in der man noch gemeinsam zu Olympischen Spielen antrat. Speziell das Jahr 1957 wirft interessante Fragen auf. In diesem Jahr boten der Mannesmann Regnerbau Düsseldorf und der Rohrleitungsbau Bitterfeld einen mittleren Regner für den Ertragsanbau an. MR 20 vs. S57

S57 vs MR 20

Sieht man jetzt beim MR 20 von der Flachflanschkupplung ab, so sind diese Regner schlichtweg baugleich. In allem. Sei es die Anordnung der Schmiernippel oder die Form des Impact-Hebels. Sie stammen nicht aus der gleichen Form, weisen aber konstruktiv kaum Unterschiede auf. Erstaunlich ist, daß der Bitterfelder in so rohstoffknappen Zeiten ebenfalls in Messing ausgeführt wurde. 

Einen markanten Unterschied gibt es. Die Torrosionsfeder! Beim Bitterfelder ist die Federhöhe länger als beim Düsseldorfer. Auch die Stärke des Federdrahts variiert. Mechaniker könnten das jetzt sicher mit einer günstigeren Federkonstante K erläutern. Welche der Federn nun geschmeidiger federt, vermag ich nicht zu beurteilen. Klares Plus für den Bitterfelder: Die Federspannung läßt sich mit einer Scheibe variieren. Damit kann der Bitterfelder sich langsamer oder schneller drehen. An der Niederschlagsmenge ändert sich dadurch nichts. Eine langsamere Rotation erhöht möglicher Weise die Verteilgenauigkeit.

Federeinstellung S 57

In Salzgitter, dem Archiv des Mannesmann Regnerbaus weiß man über die Duplizität nichts. Das habe ich schon ermittelt. Wo die Unterlagen des Bitterfelder Rohrleitungsbaus geblieben sind, gilt es noch zu erfragen.

Ist das überhaupt wichtig? 

Genaue Kenntnisse in dieser Angelegenheit werden nicht dazu führen, daß die deutsch/deutsche Geschichte dieser Jahre neu geschrieben werden muß. Spätere Regner-Modelle aus DDR Produktion lassen erkennen, durch welches „Vorbild“ die Konstruktion inspiriert wurde. (Bsp. Silberquell). Beim S57 oder MR20, ist das nicht so klar zu erkennen.  

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August 14, 2020

Bilderklau

Es gibt Rasensprengersammler, die hier und dort ein Inserat schalten, daß sie diesen oder jenen Regner suchen. Um das Anliegen zu illustrieren, bedient man sich schnell mit einem Bild im Rasensprengermuseum. Das ist sicher hilfreich, um potentiellen Rasensprengerbesitzern zu signalisieren, worum es eigentlich geht. Ich freue mich über jeden Rasensprenger Fan, der bereit ist Finderlohn für ein altes Schätzchen zu bezahlen.

Was ich ziemlich egoistisch finde, sind die Leute, die sich heimlich ein Bild im Rasensprengermuseum ‚stehlen‘, um ein ‚Fahndungsfoto‘ für ihre Sammlung zu haben. Was ich sagen will: Leute, fragt mich, ob ich helfen kann. Beteiligt Euch an der Recherche. Meldet Eure Erfolge. So wird Rasensprenger sammeln zu einem kollektiven Erfolg. Wer da nicht mitmachen will, sollte sich auch besser nicht kollektivem Wissens bedienen und eher zusehen, wie er mit seinen eigenen Erkenntnissen weiterkommt. Bilderklauer ohne kollektive Verantwortung sollten sich im Klaren sein: es sind immer Urheberrechtsverletzungen, die letztlich ein Straftatbestand sind.

Fragen kostet nichts....und Rasensprengersammler sind in der Sache enorm kollegial.

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August 5, 2020

Was ist ein alter Rasensprenger wert?

Das werde ich immer wieder gefragt und vielleicht ist es an der Zeit, wenn ein Freund alter Rasensprenger einmal den Besitzern alter Rasensprenger seine Sicht auf die Dinge darlegt.

Was bedeutet schon Wert? Für Karl Marx ist es die, in einem Gegenstand geronnene Arbeit. Eine viel diskutierte These, der ich mich aber problemlos anschließen kann. Dieser Wert ist im Zuge der „Abschreibung“ in Jahren langer Nutzung, längst auf die beregneten Kartoffeln übergegangen. Dann gibt es da noch den Aspekt des Gebrauchs- oder Tauschwerts. 

Das ist so eine Sache. Moderne Regner oder Beregnungssysteme müssen sich an ganz anderen Ellen messen lassen, als ihre frühen Vorfahren aus dem letzten Jahrhundert. Was heute eine Wasserverteilgenauigkeit unter 70% bietet (im Angelsächsischen wird das mit dem Begriff DULQ umschrieben) ist angesichts der Ressourcenknappheit des Wassers, schlichtweg unverkäuflich. 

Offen gestanden, mehr als die Hälfte aller, heute feil gebotenen Beregnungsobjekte touchieren mit ihren Parametern in Sachen Wasserverteilgenauigkeit nicht einmal die 30% Marke. Da hat sich also in den letzten 100 Jahren im Consumer Segment des Gartenregners eigentlich wenig getan. Was also den Gebrauchswert eines alten Regners angeht, so kann der sich durchaus mit dem heutigen Baumarktsortiment messen. 

Verstehen Sie, worauf ich hinauswill? Richtig! Der Tauschwert. Warum sollte also ein 80 Jahre alter Regner mehr wert sein als sein neuzeitliches Baumarktpendent? Er beregnet die Wiese so recht und schlecht, wie seine jüngeren Brüder. Ein großer Fortschritt bei modernen Regnern ist die Wartungsfreiheit. Ältere Modelle, die mit Ledermanschetten dichtgehalten werden, brauchen in regelmäßigen Abständen Fett. Auch ein alter PERROT dankt es seinem Besitzer, wenn es Fett auf die Schnecke gibt. Ein klares Manko, in Sachen Gebrauchswert. 

Jetzt gibt es da einen rätselhaften Personenkreis, der unbedingt ganz alte Regner haben will. Die Motive dieser Leute sind höchst unterschiedlich. Ein Teil dieser Regnerfreunde, davon bin ich fest überzeugt, will sich einfach das Gefühl der Jugend bewahren. Der Vater schreitet gewichtig aus und verrückt den Sprühregner im Erdbeerbeet. Ein anderer erinnert das Betriebsgeräusch, an den einst so modernen Impactsprinkler aus Amerika. Wir hatten damals diesen Rechteckregner GREEN QUEEN, den ich bei guter Führung umsetzen durfte. Nostalgie im weitesten Sinne. 

Zeyssolff PluvietteSammler Aficionado präsentiert einen Neuzugang

Dann gibt es die Gruppe der „Ingenieure“, denen die Verteilgenauigkeit ihres Zeyssolffs völlig gleichgültig ist und die mit einem Pastis oder einem Espresso auf der Terrasse sitzen, um diesem wunderbaren Regner mit seiner skurrilen Mechanik bei der Arbeit zuzuschauen. 

 Wahrscheinlich gibt es noch eine dritte Gruppe, die glaubt, daß diese alten Regner mit ihrer hohen Standzeit einfach besser sind. Vielleicht hat ein alter Regner für diese Gruppe Wert. Das kann ich nicht einschätzen, weil das ein zu akzeptierender, aber höchst ungewöhnlicher Aspekt ist. 

Liebe Rasensprengerbesitzer, warum verkaufen Sie Ihren alten Rasensprenger? Schon klar: Sie lassen sich nicht in meine drei Kategorien einordnen. Sie wollen das Ding los werden. Nicht um jeden Preis. Er ist alt und schon muß er was wert sein. Ein fürchterlicher Trugschluß, wie Sie hoffentlich inzwischen erkannt haben. Ein alter Rasensprenger ist keine börsennotierte Kapitalanlage. Freunde alter Rasensprenger zahlen nicht für einen „Wert“. Es ist ein „Finderlohn“, den diese Leute zu zahlen bereit sind. Natürlich muß der Finderlohn den Zustand des Regners und vor allem die Wahrscheinlichkeit, einen noch besseren zu finden, repräsentieren. 

Einen PERROT TV 48 (ein schönes Modell, Gebrauchswert unter Aspekt DULQ > 30) werde ich, ob seiner produzierten Stückzahlen, immer mal wieder finden. Ein Zeyssolff Pluviette ist schon schwieriger zu beschaffen. Sie müssen jemanden finden, der bereit ist, den von ihnen geforderten Finderlohn zu zahlen. Ich denke, mit Plattformen, wie eBay hat man als Verkäufer alter Regner schnell heraus, wo die Höhe der Akzeptanz eines Finderlohns liegt. Meine Finderlohnschwelle wird ganz anders sein, als die eines anderen Sammlers. Fragen Sie nicht mich, probieren Sie es aus.      

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April 12, 2020

Gasch Apparate Pirna

GASCH Apparate Pirna

Die Motivation von Rasensprengersammlern kann durchaus unterschiedlich sein. Die einen begeistert die Mechanik, andere sind vom Alter der Exponate fasziniert. Mich interessiert der letzte Einsatzort. Natürlich will man auch das Baujahr bestimmen und weitere Modelle eines Herstellers verorten.

Vor einigen Jahren bot mir jemand einen Rasensprenger an, der seinem Großvater gehörte. Der Großvater sei Werkzeugmacher gewesen und hatte einen respektablen Garten im östlichen Erzgebirge. Der Regner trug die Firmenbezeichnung „Gasch Apparate Pirna“. Niemand wollte sich so recht für diesen „Gasch“ erwärmen und so fiel er mir, für einen sehr überschaubaren Preis in die Hände. Wer war Gasch? Natürlich stellt man einen neu erworbenen Regner als erstes auf die Wiese und schließt ihn an. Von der Wirkweise mancher Apparate ist man dann gelegentlich ernüchtert, oder auch völlig überrascht. Dieser Gasch bot eine Überraschung. Ein Drehstrahlregner mit Turbinenantrieb, der sich sehr gleichmäßig drehte und eine gute Niederschlagsverteilung erzeugte.

Ein professioneller Beregnungsapparat mit exzellenter Mechanik und erstklassiger Wirkung. Wieso hatte ich bisher noch nie von Gasch gehört und was kann aus der Firma geworden sein? Man muß als Rasensprengersammler Mut haben und zu seinem Hobby stehen. Wenn man in einem Archiv nach Rasensprengern fragt, sind Archivare häufig überrascht und schmunzeln.Im Stadtarchiv Pirna schaute eine nette und engagierte Archivarin für mich nach.

Es gab nur eine Gewerbeakte, in der sich dann aber zu meiner Überraschung ein Fertigungsauftrag zur Herstellung von 250 Berieslern fand. Firma Auto-Licht-Gasch, Pirna, 1941-1950. Mein Modell trägt die Nummer 184.

Rätselhaft blieb, was Karl Gasch in die Lage versetzte, 250 perfekte Regner abzuliefern. Der Gasch stand im Schuppen und ich hatte mich bereits damit abgefunden, keine weiteren Details über die Firma zu finden, als Sammlerfreund Hermann mir die Kopie eines Inserates aus der Festschrift der Dresdener Gartenbauausstellung von 1926 schickte.

Ein Recherche Durchbruch! Das erklärte vieles. Der Gasch-Regner ist eigentlich ein Siemens Schuckert Regner, der von Johannes Michaelis konstruiert wurde. Mit dieser Erkenntnis ging es voran. Im Museum der Dinge in Berlin fand sich ein Prospekt, der die genaue Funktion des Regners beschreibt. Es ist ein raffinierter Rechteckregner, der seiner Zeit 1926 weit voraus war.

Offen blieb die Frage: Wieso Karl Gasch in der Lage war, 250 dieser Berieseler zu montieren. An dieser Stelle danke ich einem engagierten Archivar des Siemens Archivs. Er teilte mir mit, daß die Berliner Regnerproduktion Anfang 1945 (sicher wurden zu diesem Zeitpunkt keine Regner mehr montiert) nach Pirna ausgelagert wurde. Siemens hatte dort Lagerkapazität und Produktionsflächen. 1946 wurde Siemens in der SBZ enteignet. So läßt es sich erklären, daß die Sächsische Landesregierung Karl Gasch beauftragten konnte, aus den vorgefundenen Ersatzteilen, 250 Berieseler zu montieren. 

Aus der Serie „Gasch“ gibt es noch ein weiteres Modell N°38, zu dessen Besitz ich Sammler Sprengerfreak beglückwünsche.

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