Abner & Co Ohligs Rasenmäher- und Maschinenfabrik
Wer sich für heimische Rasenpflege-Gerätschaften interessiert und dabei nicht konsequent auf das zeitgenössische Baumarktsortiment schaut, wird irgendwann auf den Namen Abner stoßen. Um das Thema „Rasen“ tiefer zu beleuchten, müsste man sicher weiter ausholen. Beschränken wir uns darauf, zu bemerken, dass mechanisch fein geschnittener Rasen um die vorletzte Jahrhundertwende nicht nur auf Golf- und Cricket-Plätzen immer mehr Interesse fand. Wer darauf Wert legte, importierte britische Fabrikate. Es ist daher nicht verwunderlich, dass die Maschinenfabrik Abner sich irgendwann um diese vorletzte Jahrhundertwende mit der Herstellung von mechanischen Rasenmähern beschäftigte. Bemerkenswert ist dabei das Marketing.
Schnell erkannten die Marketingstrategen von Abner, dass Rasenschnitt nur die eine Seite des perfekten Rasens ist. Neben dem auskömmlichen Düngen hat das Bewässern große Bedeutung für den Erfolg. Das war die Stunde des Abner Rasensprengers. Während die Abner Rasenmäher wohl eigene Entwicklungen waren (so ganz sicher bin ich mir da nicht), scheinen die Rasensprenger eher eingekauft worden zu sein. Natürlich ist ein Abner Rasensprenger immer ein großartiges Exponat. Der noble Schriftzug, farblich abgesetzt, erfüllt den Besitzer mit großem Stolz. Aber bei genauerem Hinsehen gab es Abner Regner, deren Regnerköpfe auch auf Stativen anderer Hersteller zu finden sind.
Konsequent ist die Nummerierung der Modelle. Ein Abner N° 3, in frühen Jahren mit dem einprägsamen Handelsnamen „Sprengteufel“ versehen, war auch noch 1969, kurz nach dem 100-jährigen Firmenjubiläum und unmittelbar vor der Liquidierung der Firma, als N° 3 im Sortiment. Beim Abner N° 10, dem legendären „Rasenkönig“, war es nicht anders.
Der Zweite Weltkrieg war auch für die Gartengerätehersteller eine Zäsur. 1937 erging ein Erlass, dass Gelbguss nicht mehr verwendet werden durfte. Man verkaufte Restbestände und suchte Materialsubstitute. 1940 erging ein Verbot für die Fabrikation von Rasenmähern. Abner reagierte prompt und errichtete ein dichtes Servicenetz für die Reparatur der Altbestände. Mir ist nicht bekannt, welche Rüstungsaufgaben man der Firma Abner übertrug. Es ist aber anzunehmen, dass die Produktion von Gartengeräten vollständig zum Erliegen kam.
Der nächste Abner-Katalog, den ich auftreiben konnte, stammt von 1959. Das Wirtschaftswunder erreicht den heimischen Garten. Ein „Rasenkönig“ für DM 34,- ist dennoch ein spürbares Investment für den Gärtner. Zur Erinnerung: 1938 betrug der Katalogpreis der N° 10 RM 13,50. Die Zeiten ändern sich. Das Regnersortiment wirkt 1959 aufgeräumt. Kugelige Ornamente wichen klaren geometrischen Formen. Flaggschiff im Regner-Sortiment scheint die N° 16/14 gewesen zu sein. Nunmehr mit geraden Armen, aber immer noch mit den einstellbaren Düsen, wie sie bereits 1938 angeboten wurden.
1969 erschien der letzte Katalog. Natürlich fehlten N° 3, N° 10 und N° 16 für die Traditionalisten nicht. Man versuchte, mit dem neuen Bewässerungs-Zeitgeist Schritt zu halten. Rechteckige Gärten brauchen Rechteckregner! Was die Firma Abner um 1969 zur Aufgabe zwang, ist mir nicht bekannt. Neue Hersteller drängten auf den Markt. GARDENA revolutionierte 1968 mit seinem preiswerten Stecksystem die Gartenbewässerung. Der Meister der Feldberegnung, PERROT, etablierte ein preiswertes und farbenfrohes Kunststoff-Sortiment für den Gartenfreund. Die Ära der soliden Messingregner auf gusseisernen Stativen war zu Ende und mancher verlässliche Regner endete im Schrott. Es ist großes Glück, wenn man einen guten, alten Abner-Regner findet.