Uhren aus Glashütte und die Rasensprenger
Auf den ersten Blick wollen sich einem da keine Zusammenhänge erschließen. Eigentlich trägt der Gärtner während der Rasenpflege und im Speziellen bei der Rasenbewässerung keine Uhr. Selbst wenn die Glashütter Uhrenbetriebe (GUB) schon früh wassergeschützte und letztlich auch wasserdichte Armbanduhren anboten.
Wie kann es da jetzt einen so engen Zusammenhang geben?
Sammlerfreund Sprengerfreak fand auf einem seiner Flohmarktstreifzüge in Berlin, einen seltsamen Apparat. Einen WSU4e BJ 1988 mit allen Dokumenten und sogar dem Kassenbon. Diese etwas sperrig klingende Bezeichnung steht für: Wasserschaltuhr; 4 Kreise; elektrisch.
Herzstück dieses Apparates ist eine elektrische Schaltuhr, die in verschiedenen Modifikationen seit den 70er Jahren vom VEB Uhrenwerk Glashütte gefertigt wurde.
In einer Broschüre über DDR-Gartenzubehör wird diese WSU4e als absolute Neuheit deklariert. Das mag für den Binnenmarkt der DDR auch zutreffend gewesen sein. In der internationalen Bewässerungswelt wurden um 1988 die elektrischen Schaltuhren bereits von elektronischen Steuerungen mit den, heute noch gebräuchlichen, 24 V AC Ventilen abgelöst.
Dieser Einwand soll nicht den Gebrauchswert der WSU schmälern. Das Novum der WSU4e lag in einer möglichen Verwendung im Winterbetrieb. Die zentral angeordnete Steckdose war ebenfalls durch die Kontakte der Uhr beschaltet und hätte so, nach der vom Hersteller für die Winterperiode empfohlenen Demontage, beispielsweise für die Steuerung der Weihnachtsillumination genutzt werden können. Immerhin, ein Lösungsansatz.
Die Möglichkeiten der WSU entsprechen durchaus den Bewässerungserfordernissen. Die Entwickler des VEB Energiekombinates Berlin, ein Jugendforscherkollektiv (auch das ist ein spannendes Kapitel DDR-Geschichte), verweisen in ihrem Manual auf die Möglichkeit, die Nacht- und Morgenstunden für die Bewässerung zu nutzen. Die jungen Leute werden die Erfahrung gemacht haben, dass der Wasserdruck in den Abendstunden in verschiedenen Ortsteilen nicht ausreichte. Dass es besser ist, den Rasen im Morgengrauen zu bewässern, ist inzwischen unbestritten. Ein Plus für die WSU4e, an das damals nur niemand dachte.
Vier Kreise à 20–30 Minuten in 24 Stunden, was will man mehr?
EVP 395,00 M – das war viel Geld! Wenn man die Seriennummern anschaut, wird man gewahr, dass die WSU4e kein Massenartikel war. Im „DDR-Gartenzubehör“ wird beschrieben, wo man diese Steuerung erwerben konnte. Wenn man sich die diversen Kleinanzeigen anschaut, sind wohl noch einige erhalten.
Vollständige Unterlagen bedeutet:
Meinen Dank an Sammler Sprengerfreak, der die MSU 4e aus seiner Sammlung fotografiert hat.